Über die Erzählung „HairyDad4HornyBoys“ und das schwule Online-Dating
Peter Willbrandt legte vor einiger Zeit ein größeres Roman-Projekt beiseite und schrieb in wenigen Wochen die Erzählung „HairyDad4HornyBoys“, gleichsam als Fingerübung und zur Erholung. Es ist ein Text, der sich mit dem durch das Internet radikal veränderten Sozial- und Sexualverhalten der Schwulen auseinandergesetzt, vor allem mit den Auswirkungen des Online-Datings.
Erfahrungen mit dem schwulen Online-Dating
Der Autor, der in einer Zeit sein Coming-out hatte, als es das Internet noch nicht gab, und der sich noch immer über das WorldWideWeb und das Global Gay Village wundert, fand Spaß daran, von eigenen Erfahrungen im Online-Dating auszugehen. Doch beim Schreiben überließ er sich der Dynamik eines frei erfundenen Geschehens, das er formal erst in den Griff bekam, als er entdeckte, dass seine Geschichte im Kern nichts anderes als eine klassische Novelle ist. So bestimmen die Merkmale dieser literarischen Gattung unübersehbar den Aufbau von „HairyDad4HornyBoys“: eine die Erzählung dominierende „unerhörte Begebenheit“ und ein scharf ausgeprägter, dramatischer Wendepunkt des Geschehens.
Inhaltlich ist dies die Geschichte eines älteren Schwulen, der ständig auf den rosa Seiten des (fiktiven) Datingportals SPLASH! unterwegs ist, um junge Männer zu finden. Er sagt von sich: „Ich konnte oft einfach den Hals nicht voll kriegen. Manchmal verfluchte ich dieses verdammte SPLASH!, das es einem so leicht machte. Leicht war es, weil all die Kerle, die bei SPLASH! Sex suchten, Süchtige waren wie ich, und wie ich waren sie ständig auf der Suche. Kaum einer suchte hier eine Beziehung, fast alle wollten nur das Eine, und das möglichst unkompliziert und schnell. Diese unheimliche, unerklärliche Gier hatte uns alle fest im Griff.“ Dass ein solches Leben zu überraschenden, unangenehmen, ja schmerzhaften Begegnungen führen kann, zeigt das Buch -> „HairyDad4HornyBoys. Sieben Tage im Juli.“